Investitionen im Gesundheitswesen – für die neueste Technik
Herr Dr. Mariß im Interview mit dem Sparkassen-Finanzportal
Herr Dr. Mariß, Sie sind nicht nur Facharzt für Radiologie und Neuroradiologie, sondern zugleich Unternehmer und Manager und führen eine der größten Radiologiepraxen in Deutschland, die RadMedics GmbH. Wie müssen sich Laien Ihren Berufsalltag zwischen Medizin und Management vorstellen?
Im Gegensatz zu dem Beginn meiner Karriere arbeite ich nicht mehr 100 Prozent medizinisch. Aktuell habe ich meine Arbeit im Verhältnis 1:1 hinsichtlich Medizin und Management aufgeteilt. Dabei bin ich an circa 2 bis 3 Tagen medizinisch tätig, um Lücken zu füllen – und das bewusst an unterschiedlichen Standorten, um den Kontakt nicht zu verlieren. Genauso wichtig sind mir jedoch die Weiterentwicklung, Vereinheitlichung und Digitalisierung unserer Prozesse.
Der Autor und Blogger Sascha Lobo schreibt Radiologinnen und Radiologen in Bezug auf den digitalen Wandel eine Art Avantgarde-Funktion innerhalb des Gesundheitssystems zu. Der Bereich der Radiologie macht aus seiner Sicht die größten Fortschritte durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Sie investieren ständig in neueste Technik für RadMedics, kürzlich auch in ein hochmodernes MRT-Gerät, das mit künstlicher Intelligenz (KI) arbeitet. Welches Potenzial sehen Sie in KI für Ihren Fachbereich, wo stößt die digitale Technologie an ihre Grenzen?
Möglicherweise hat die Medizin in Bezug auf KI aktuell das größte Entwicklungspotenzial. Hier wurde – auch speziell in der Radiologie – in den letzten Jahren viel auf Kongressen über KI und Co. gesprochen. Im operativen Geschäft ist davon bisher aber noch relativ wenig angekommen.
Wenn man bedenkt, dass wir bereits vor mehr als 10 Jahren über computerassistierte Detektion (CAD) von pulmonalen Rundherden (eine von Lungengewebe umgebene, scharf abgegrenzte, mehr oder weniger runde Verschattung, Anm. d. Red.). gesprochen haben, ist es etwas irritierend, dass diese Technologie in der radiologischen Normalpraxis nach wie vor selten vertreten ist. Die Entwicklung weist starke Ähnlichkeiten zur Elektromobilität der letzten 10 Jahre auf. Jeder kennt sie, jeder spricht darüber, aber an der Umsetzung scheitert es meistens. Bis zum Beginn der Corona-Pandemie. Mein Eindruck ist, dass bekannte, aber auch die vielversprechenden Technologien der KI mit dem Digitalisierungskatalysator „Corona“ jetzt richtig durchstarten. Start-ups sprießen aus dem Boden wie Pilze. Es geht gerade erst richtig los.
Welche Folgen hat die zunehmende Digitalisierung tatsächlich für Ihre tägliche Arbeit? Inwiefern werden sich die Anforderungen an Radiologinnen und Radiologen ändern?
In Zukunft sehe ich die Hauptstärken in der Senkung der Untersuchungszeiten bei unveränderter Bildqualität, erhöhte Bildqualität bei gleichen Untersuchungszeiten und vor allem in einer verbesserten Befunderhebung. Durch KI-Algorithmen wird dem Radiologen oder der Radiologin wegweisend in der Bildbetrachtung geholfen, sodass durch Wiedererkennung von Mustern suspekte Befunde vormarkiert werden, die dann durch den erfahrenen Radiologen beziehungsweise die erfahrene Radiologin plausibilisiert, gewertet und entsprechend freigegeben oder verworfen werden. Der Radiologe der Zukunft wird also von einem befundenen Ackergaul zu einer Art Diagnoseprüfer werden, was Qualität und Effizienz maßgeblich verbessern kann.
Das komplette Interview finden Sie HIER.
Teilen!